Die Gesellschaft, in der wir leben, ist stark individualistisch geprägt. So verfällt man leicht darauf, Scheuklappen für alles aufzusetzen, was einen nicht direkt betrifft. Mit dieser „Nicht mein Problem, das geht mich nichts an“-Einstellung übersieht man jedoch, wie wichtig und auch wie leicht es sein kann, anderen Menschen zu helfen. Denn schon die kleinste Geste kann für jemand anderen die Welt bedeuten.
Diese Erfahrung machte auch Bianca Garibay, als sie eines Tages im Supermarkt in der Schlange vor der Kasse stand. Dort beobachtete die Texanerin und Mutter eines kleinen Sohnes eine Frau in Not:
„Die Frau hatte ein Baby und einen kleinen Jungen bei sich“, erinnert sich die US-Amerikanerin. „Sie kaufte EIN STÜCKCHEN Geburtstagskuchen und eine Packung Kerzen. Das Ganze hätte 5,57 Dollar (etwa 5 Euro) gekostet. Sie fing an, herumzukramen, nahm zwei Dollar heraus und suchte nach kleinen Münzen. Die Mutter sagte: ‚Ich muss aufpassen, dass mir noch ungefähr zwei Dollar übrigbleiben, damit ich tanken kann.‘
Ihr kleiner Sohn meinte: ‚Schon in Ordnung, Mama. Ich brauche keinen Geburtstagskuchen. Wir brauchen Benzin, damit ich zur Schule komme.‘ Ich konnte sehen, dass die Mutter komplett am Boden zerstört war. Sie legte die Kerzen wieder zurück. Jeder in der Schlange hat mitbekommen, was los war, aber niemand sagte etwas.“
Doch Bianca kann die Szene nicht einfach ignorieren, die ihr nur allzu bekannt vorkommt. Denn sie ist selbst als Tochter einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen und weiß, wie es ist, wenn es selbst am Nötigsten fehlt.
Also schnappt sich Bianca die Kerzen, die sich die Mutter in der Schlange vor ihr nicht leisten konnte. Zudem kauft sie noch einen Geschenkgutschein für eine große Kaufhaus-Kette sowie einen Benzingutschein. Damit rennt sie nach draußen und kann die Mutter mit den zwei kleinen Kindern noch einholen.
„Sie haben da etwas vergessen“, ruft Bianca der verdutzten Frau zu. „Ich habe das für Sie gekauft. Nehmen Sie diesen Gutschein und kaufen Sie Ihrem Sohn ein Geburtstagsgeschenk und tanken Sie voll! Nehmen Sie diese Kerzen! Und wenn Ihr Sohn sie auspustet, wünschen auch Sie sich etwas!“
Die junge Frau kann ihr Glück gar nicht fassen, das ihr völlig unerwartet zuteilwird. Bianca gibt der Mutter noch ihre Telefonnummer, damit die Beschenkte sich melden kann, falls sie noch irgendetwas braucht. Tatsächlich bekommt Bianca bald darauf eine Nachricht:
„Hier ist Anita aus dem Supermarkt. Ich habe mir extra das Handy meines Nachbarn geliehen, um Ihnen zu sagen, dass ich niemals vergessen werde, was Sie für mich und meinen Sohn getan haben. Ich wollte ihm so gerne etwas zu seinem Geburtstag schenken, aber wir machen gerade eine schwere Zeit durch. Mein Sohn hat sich so gefreut; er hat seinem Lehrer erzählt, dass ihm eine hübsche Frau etwas zum Geburtstag geschenkt hat. Ich kann Ihnen nicht genug danken.“
Wenn diese glücklichen Menschen nicht der größte Dank überhaupt sind! Für Bianca Garibay ist es jedoch selbstverständlich, anderen Menschen zu helfen und etwas zurückzugeben.
„Güte bedeutet für mich, andere vor sich selbst zu stellen“, so die gute Samariterin. „Es bedeutet auch, einfach jemanden anzulächeln und ihn wissen zu lassen, dass man ihn sieht – selbst in dieser hektischen Welt.“