Wie soll man damit umgehen, wenn ein geliebter Mensch stirbt? Dafür gibt es leider kein Patentrezept. Die US-Amerikanerin Chastity Patterson verarbeitet den Verlust eines sehr guten Freundes, der wie ein Vater für sie war, indem sie seit seinem Tod vor vier Jahren regelmäßig Nachrichten an seine alte Nummer schickt.
Natürlich hat Chastity nie mit einer Antwort gerechnet, doch am 25. Oktober dieses Jahres bekam sie schließlich wie aus heiterem Himmel eine Rückmeldung. Auf Facebook veröffentlichte die junge Frau ihre letzte Nachricht und die Antwort, die sie daraufhin erhalten hatte:
„Hallo Papa, ich bin’s!
Morgen steht mir wieder ein schwieriger Tag bevor! Vor vier Jahren habe ich dich verloren und noch ist kein Tag vergangen, an dem du mir nicht gefehlt hättest. In kurzer Zeit ist viel passiert, aber das weißt du ja schon, weil ich dir regelmäßig schreibe. Ich habe meinen Krebs besiegt und bin seit unserer letzten gemeinsamen Zeit nicht wieder krank geworden.
Ich hatte dir ja gesagt, dass ich auf mich Acht geben würde. Ich habe mein Studium mit Auszeichnung abgeschlossen und bin wieder zu Hause. Leider hatte ich es danach nicht einfach. Ich habe mich verliebt, doch mir wurde später das Herz gebrochen (du hättest ihn umgebracht). Zum Glück konnte ich mich wieder sammeln und bin nun stärker denn je zuvor. Ich hatte alle meine Freunde verloren und war am Tiefpunkt angelangt, doch dann hat mich jemand gefunden. Er hat mich gerettet und wurde Teil meines Lebens.
Ich habe noch keine Kinder, du wärst so glücklich, aber ich bin nun bereit dafür. Ich mache Mutti noch immer jeden Tag verrückt, aber dafür halte ich sie auf Zack. Es tut mir so leid, dass ich nicht da sein konnte, als du mich am dringendsten gebraucht hast. Ich habe Angst davor, zu heiraten, weil ich dann allein zum Traualtar schreiten müsste.
Du würdest nicht da sein, um mir sagen zu können, dass alles gut wird. Bei mir läuft alles hervorragend, du wärst stolz darauf, was für eine Frau ich geworden bin … Ja, meine große Klappe habe ich immer noch. Und nein, ich habe nicht zugenommen, was mir aber ziemlich zu Kopf steigt. Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich liebe und unendlich vermisse!“
Und hier folgt die Antwort:
„Hallo, mein Schatz! Ich bin nicht dein Vater, aber ich habe alle deine Nachrichten der vergangenen vier Jahre bekommen. Ich freue mich jeden Tag auf deine morgendliche Nachricht und abends auf alle Neuigkeiten des Tages.
Ich heiße Brad. Meine Tochter habe ich im August 2014 durch einen Autounfall verloren. Deine Nachrichten haben mich am Leben gehalten. Es tut mir leid, dass du jemanden verloren hast, der dir sehr nahestand. Ich habe dir die letzten Jahre zugehört und mitverfolgt, wie du erwachsen wurdest und welche Schwierigkeiten du durchmachen musstest – mehr als jeder andere. Ich wollte dir schon seit Jahren antworten, hatte aber Angst, dein Herz zu brechen.
Du bist eine außergewöhnliche Frau und ich wünschte mir, dass meine Tochter eine ebenso außergewöhnliche Frau geworden wäre, wie du es bist. Vielen Dank, dass du mich jeden Tag auf dem Laufenden gehalten hast.
Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde. Alles wird gut. Du gibst jeden Tag dein Bestes und strahlst wie der Morgenstern. Es tut mir leid, dass du all das durchstehen musstest. Vielleicht hilft es, wenn ich dir sage, dass ich sehr stolz auf dich bin!
P.S.: Ich bin mir sicher, dass dein Vater sich freuen würde, wenn er erführe, dass du dir einen neuen Hund angeschafft hast, anstatt Kinder zu bekommen. Pass auf dich auf! Ich freue mich auf deine nächste Nachricht!“
Was für schöner ein Zufall, dass die Handynummer von Chastitys liebem Freund auf Brad übergegangen ist. Dadurch konnten die beiden einander helfen, ihren schrecklichen Verlust zu verarbeiten.