Menschen mit Behinderungen sind noch immer kein Anblick, auf den unsere Gesellschaft mit entspannter Selbstverständlichkeit reagiert. Zu viele Leute sind nach wie vor der grausamen Ansicht, behinderte Menschen sollten sich aus der Öffentlichkeit fernhalten und ihr Leben fernab von allen anderen hinter geschlossenen Türen verbringen.
Hier sind emotionale Geschichten, die dich wirklich inspirieren. (Zum Artikel nach unten scrollen.)
Eine verbreitete Besonderheit ist die Trisomie 21, das sogenannte Down-Syndrom. Es tritt auf, wenn bei einem Kind ein Chromosom mehr angelegt ist. Dies bringt einige geistige Einschränkungen und körperliche Behinderungen mit sich. Zudem sind Leute mit Down-Syndrom anfälliger gegenüber Infektionskrankheiten der Atemwege und für Krebserkrankungen. In Deutschland leben zwischen 30.000 und 50.000 Menschen mit Down-Syndrom. In liebevoller Umgebung und durch auf ihre Bedürfnisse abgestimmter Förderung können Kinder mit Down-Syndrom zu sehr selbständigen Erwachsenen werden. Es hängt alles davon ab, wie die Leute in ihrem engsten Umfeld mit ihnen umgehen.
Wenn Eltern während der Schwangerschaft oder nach der Geburt erfahren, dass ihr Kind Trisomie 21 hat, dann sind sie meistens sehr erschrocken und verunsichert. Was auf sie zukommt, ob sie das Kind angemessen betreuen können, niemand kann dies im ersten Moment wissen. Je mehr Menschen über Trisomie 21 und deren Umstände informiert werden, umso besser würde das Leben von denen mit Down-Syndrom aussehen. Die Unsicherheit und die zum Teil sehr offene Ablehnung, die ihnen entgegengebracht wird, kann durch eine Normalisierung ihrer Existenz wirksam bekämpft werden.
Ein Vater, der alles daransetzt, diese Normalisierung voranzutreiben, ist der 33-jährige Evgeny Anisimov aus Russland. Als sein kleiner Sohn Misha geboren wurde, teilten die Ärzte ihm und seiner Frau mit, dass der Junge das Down-Syndrom hatte – ein großer ein Schreck für die jungen Eltern. Als Evgeny an diesem Tag das Krankenhaus verließ, musste er erst einmal weinen – eine natürliche Stress-Reaktion, die ihm inzwischen etwas peinlich ist. Da er nichts über das Down-Syndrom wusste, recherchierte er zu der Diagnose und fand heraus, dass die Realität wenig mit den Horrorvorstellungen zu tun hat, die ihm dazu vermittelt worden waren.
Seine Frau war leider weniger optimistisch. Sie war mit ihrer neuen Situation völlig überfordert und verängstigt. Egal, wie sehr Evgeny versuchte, ihr Mut zu machen, sie kam immer mehr zu der Überzeugung, dass Misha in einem Heim besser aufgehoben sei als bei seinen Eltern.
Dies wurde zu einem Streitpunkt, der die Beziehung zerstörte. Für Evgeny kam es auf keinen Fall infrage, seinen Sohn wegzugeben. Die Mutter jedoch sah keinen anderen Ausweg. Schließlich trennte sich das Paar und Evgeny wurde zum alleinerziehenden Vater. Er musste seinen vielversprechenden Job in Moskau aufgeben und kümmert sich jetzt neben seiner neuen Arbeit um Misha:
„Ich habe meine Frau verloren, aber ich bin glücklich mit meiner Entscheidung. Mein Sohn ist ein liebes Kind, genau wie andere in seinem Alter. Er liebt mich und man sieht das deutlich.“
Seit Misha 5 Monate alt ist, bekommt er jede Woche Schwimmstunden, die ihm großen Spaß machen. Auch mit einem speziellen Sprechunterricht hat er inzwischen begonnen. Evgeny hält jeden Tag die gemeinsamen Momente mit seinem Sohn in Bildern fest und zeigt sich damit auf Social-Media-Kanälen. Er will möglichst viel Öffentlichkeit für sich und Misha schaffen, um anderen Eltern in ähnlichen Situationen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.
„Ich hoffe, dass Eltern, die im Moment mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, über uns lesen und sich besser fühlen. Es wird alles gut werden!“, sagt der alleinerziehende Vater.
Was für ein schönes Beispiel liebevoller Elternschaft. Hoffentlich schafft er es, vielen anderen Mut zu machen und Misha ein geborgenes, glückliches Leben zu ermöglichen.
Vorschaubild: © Instagram/evgen_tyz